Das Potential biodynamischer Betriebe und assoziativer Wertschöpfungsketten für die nachhaltige Transformation der Ernährungswirtschaft aus ökonomischer Perspektive
Laufzeit: 01.November 2024 - 31.Oktober 2027
Mit dem Konzept der biodynamischen Wirtschaftsweise entwarf Rudolf Steiner eine Produktionsform, die das Leitbild eines strukturell vielfältigen Betriebes mit weitestmöglich geschlossenen Stoffkreisläufen verfolgt und so nach heutigem Kenntnisstand wichtige Erfolgsfaktoren resilienter Wirtschaftssysteme abdeckt. Darüber hinaus entwickelte Steiner mit der Assoziativen Wirtschaft ein Modell, welches ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit miteinander in Beziehung setzt. Beide Ansätze könnten einen wichtigen Beitrag in der nachhaltigen Transformation der Ernährungssysteme leisten, die heute als allgemeine Notwendigkeit anerkannt ist.
Gemeinsam mit dem polnischen Demeter-Verband und mit wissenschaftlicher Unterstützung von Prof. Dr. Christian Herzig (Justus-der Universität Giessen, Zentrum für Nachhaltige Lebensmittelwirtschaft) und Prof. Dr. Mariusz Maciejczak (Warschauer Universität für Lebenswissenschaften) wollen wir im Zeitraum vom Herbst 2024 bis Herbst/Winter 2027 zum einen untersuchen, welche Effekte das biodynamische Konzept auf die Ökonomie landwirtschaftlicher Betriebe hat. Dabei verfolgen wir einen Bewertungsansatz, der nicht nur klassische betriebswirtschaftliche Merkmale, sondern auch gesellschaftliche Leistungen der Betriebe berücksichtigt. Dazu zählen etwa die Förderung der Biodiversität, der Schutz der Böden und die Regulierung des Landschaftswasserhaushaltes, aber auch soziale Leistungen wie die Integration von Menschen mit besonderen Bedürfnissen, gute Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden, oder der Beitrag zur Bildung für nachhaltige Entwicklung.
Zum anderen analysieren wir Wertschöpfungsketten, in denen versucht wird, das Konzept der assoziativen Ökonomie umzusetzen. Die assoziative Ökonomie zielt auf eine partizipative Gestaltung von Wertschöpfungsketten ab und soll im Grunde eine Berücksichtigung der unterschiedlichen Bedürfnisse aller beteiligten Individuen erreichen. Wichtige Voraussetzungen sind dabei, dass die Bedürfnisse mit Blick auf ihren sozio-ökonomischen und ökologischen Impact vernünftig sind und der Nutzen für alle Beteiligten an oberster Stelle steht. Profit wird dabei zwar nicht ausgeschlossen, aber die Erwirtschaftung von Profit darf den sozialen Prozess in der Assoziation nicht beeinträchtigen.
Die Studien werden von Pawel Bietkowski (PL) und Lara Herrlich (DE) im Rahmen von zwei Doktorarbeiten durchgeführt. Dies garantiert eine wissenschaftliche Auswertung auf hohem Niveau und die Veröffentlichung der Ergebnisse in internationalen Fachzeitschriften. Darüber hinaus werden der Forschungsring, Demeter Polen und das Zentrum für Nachhaltige Lebensmittelwirtschaft and der JLU Giessen die Kommunikation der Ergebnisse in der weltweiten biodynamischen Gemeinschaft und an gesellschaftliche Akteure und Entscheidungstragende sicherstellen.
Mit unserem von der Software AG-Stiftung geförderten Projekt widmen wir uns dem bisher kaum berücksichtigten Themenfeld der sozio-ökonomischen Forschung in der biodynamischen Wirtschaftsweise und schlagen damit auch ein neues Kapitel in der Arbeit des Forschungsrings auf. Von dem Vorhaben erwarten wir wesentliche neue Erkenntnisse, die nicht nur für die (Weiter-)Entwicklung von Geschäftsmodellen und Strategien für biologisch-dynamische Landwirte und Demeter-Lebensmittelunternehmen genutzt werden, sondern darüber hinaus zur Transformation von Ernährungssysteme beitragen können.