PIWI

Bewertung pilzwiderstandsfähiger Rebsorten im biodynamischen Weinbau

Laufzeit: 01.März 2022 - 31.Dezember 2024

PIWI steht für “pilzwiderstandsfähigen Rebsorten”, die aus wiederholten Kreuzzüchtungen zwischen europäischen und pilzresistenten Rebsorten entstehen (BLE 2020). Sie sind der Art Vitis vinifera zuzuordnen und sind gemäß EU-Recht für die Qualitätsweinproduktion erlaubt. Der Anbau von nicht-PIWI Rebsorten ist jedes Jahr besonders stark vom Falschen und Echten Mehltau bedroht. Dadurch müssen jedes Jahr auch im Ökoweinbau größere Mengen an (zugelassenen) Pflanzenschutzmitteln appliziert werden, um die Traubenernte zu sichern. Der Anbau von PIWI-Rebsorten kann hier zu einem umwelt- und ressourcenschonenden Pflanzenschutz führen (Pedneault & Provost 2016). Zudem kann die Ertragssicherheit erhöht werden und die Pflanzenschutzkosten werden reduziert. Dadurch kann der Anbau von PIWIs nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Vorteile haben.

PIWIs sind neue Rebsorten, die sich von den bisher verwendeten Sorten vor allem in zwei Punkten unterscheiden: Zum einen haben PIWIs im Züchtungsprozess eine generative Phase durchgemacht, während die herkömmlichen Sorten grundsätzlich vegetativ vermehrt werden. Dies könnte sich durchaus positiv auf die Qualität der PIWIs auswirken. Zum anderen werden bei PIWIS im Züchtungsprozess amerikanische Wild-Rebsorten eingekreuzt. Der Einfluss der amerikanischen Herkunft ist daher vermutlich stärker, als bei den herkömmlichen Sorten in Europa. Zwar weisen auch diese in der Regel eine amerikanische Unterlage auf, jedoch liegt deren Einführung schon längere Zeit zurück. In Anlehnung an Aussagen von Rudolf Steiner muss hier gefragt werden, ob die Kreuzung von Pflanzen aus ganz verschiedenen regionalen Herkünften dazu führt, dass die Pflanzen es schwerer haben, mit den Bedingungen am Standort eines einzelnen Kreuzungspartners zurechtzukommen.

In Verkostungen schneiden Weine aus PIWIs inzwischen mitunter nicht mehr schlechter ab als herkömmliche Weine (z.B. Wine System AG 2019). Zwar werden aus PIWIs bisher nur wenige Spitzenweise produziert, aber die Entwicklung steht auch noch am Anfang. Durch das große Potential der PIWIs für einen ressourcenschonenden und umweltfreundlichen Anbau ist damit zu rechnen, dass die Züchtungsanstrengungen weiter intensiviert werden. Auch für den biodynamischen Landbau stellen sich PIWIs als vielversprechende Option dar. Allerdings ist zu prüfen, inwiefern sich PIWIs bei der inneren Qualität von herkömmlichen Sorten unterscheiden und in welche Richtung hier ggf. Anstrengungen in der Züchtung notwendig sind?

Im Rahmen des hier skizzierten Vorhabens möchten wir die Grundlage für eine Bewertung von PIWIs aus biodynamischer Sicht erarbeiten. Dabei stellen sich die folgenden Forschungsfragen:

Streben die Reben durch den amerikanischen Einfluss die Lebensbedingungen ihrer Herkunft an und sind daher evtl. weniger vital als Reben europäischer Herkunft? Bei der Untersuchung dieser Frage ist allerdings zu bedenken, dass heute die meisten Reben in Europa eine amerikanische Unterlage haben.

2.       Was macht es mit der Rebe, wenn eine Wildpflanze eingekreuzt wird?

3.       Welchen Effekt hat der Züchtungsvorgang, der ja im Gegensatz zur sonst üblichen vegetativen Vermehrung eine generative Phase     beinhaltet?

Das Projekt ist in zwei aufeinander folgende Phasen unterteilt:

In der 1. Phase (zuständig: Forschungsring) findet eine Befragung biodynamischer Winzer*innen zur Wahrnehmung und Bewertung von PWIs statt. Wir wollen dadurch ein Bild davon bekommen, welche Erwartungen Winzer*innen an PIWIs haben, wie sie die Sorten in Anbau und Verarbeitung wahrnehmen und welche Erfahrungen mit PIWIs sie gemacht haben. Welchen Einfluss haben Standort und Bewirtschaftung? Wie werden PIWIs im Vergleich mit herkömmlichen Sorten wahrgenommen?

Die Ergebnisse der Befragung werden von der Projektgruppe im Rahmen eines Treffens ausgewertet, ein Bericht wird erstellt.

In der 2. Phase werden Traubensäfte von PIWIs, gepfropften und wurzelechten Sorten an der Uni Kassel mit bildschaffenden Verfahren analysiert.

Im ersten Schritt dieser Untersuchungen wird ein Vergleich von wurzelechten amerikanischen und europäischen Reben mit gepfropften Sorten auf amerikanischer Unterlage und PIWIs durchgeführt. Das Ziel ist es, charakteristische Ausprägungen der unterschiedlichen Herkünfte und Züchtungsverfahren zu erfassen und so eine Grundlage für die Bewertung von PIWIs im Vergleich mit herkömmlichen Sorten zu schaffen.

Im zweiten Schritt wird ein Vergleich verschiedener PIWIs mit herkömmlichen Sorten durchgeführt. Die Ergebnisse aus dem ersten Schritt dienen dabei als Referenz.

Auch die Ergebnisse der 2. Phase werden in der Projektgruppe im Rahmen eines Treffens (ggf. virtuell) gemeinsam bewertet.

Ergebnisse des Projektes (beide Phasen) werden in einem Beitrag für die Lebendige Erde und ggf. weitere Fachzeitschriften zusammengefasst. Weiterhin wird ein Manuskript für die wissenschaftliche Publikation der Ergebnisse erstellt und bei einem wissenschaftlichen Fachjournal eingereicht.

Literaturverweise:

BLE 2020: Webartikel, https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaft-verstehen/wie-arbeiten-foerster-und-pflanzenbauer/piwis-wein-der-zukunft

Pedneault, K., Provost, C. (2016): Fungus resistant grape varieties as a suitable alternative for organic wine production: Benefits, limits, and challenges. Sci. Hortic., http://dx.doi.org/10.1016/j.scienta.2016.03.016

Wine System AG 2019: Webartikel, https://www.bioweinpreis.de/de/presse/item/10-internationaler-bioweinpreis-piwi-winzer-feiern-gro%C3%9Fe-erfolge.html

Gefördert durch: