BienenHaltenHof
Laufzeit: 01.November 2021 - 31.Dezember 2024
In früheren Zeiten war die Bienenhaltung auf Höfen weit verbreitet. Inzwischen gibt es aber eine klare Arbeitsteilung und eine Trennung zwischen Landbewirtschaftung und Imkerei, obwohl beides unmittelbar zusammenhängt. Unser Projekt BienenHaltenHof erprobte, wie es möglich ist, die (Honig-)bienen wieder auf die Höfe zu bringen und ob auf diese Weise dem fortschreitenden Rückgang der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft entgegen gewirkt werden kann. Hierzu wurden
a) zwölf landwirtschaftliche Betriebe über drei Jahre dabei begleitet, selbst aktiv Honigbienen zu halten und die Bienenhaltung in den landwirtschaftlichen Arbeitsalltag einzubetten.
b) vier verschiedene Bienenbehausungen hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Entwicklung der Bienenvölker miteinander systematisch verglichen.
BienenHaltenHof zeigte, dass Bienen durch bäuerliche Bienenhaltung wieder auf die Höfe kommen können. Damit werden Bäuer:innen für den Mangel an Nahrungsressourcen für Bienen in der Landschaft sensibilisiert. Der mehrere Jahre umfassende Kurs für bäuerliche Bienenhaltung war zugleich eine Praxiserprobung verschiedener Arten von Bienenwohnungen. Die Bauern und Bäuerinnen entschieden sich aufgrund ihrer Ziele zwischen den Kistentypen. Dadant wurde im Prozess der Fokussierung gewählt, wenn die Bienenprodukte im Fokus standen, die Bienenbox, wenn es um eine einfache Handhabung ging. Die vier Beutentypen testeten wir auch in einem systematischen Vergleich an zwei Standorten. Es gab keine Unterschiede zwischen Bienenkiste, Bienenbox und Dadant bezüglich der Arbeitsbelastung, Eingriffsintensität und der Honigqualität.
Durch den augenöffnende Kontakt mit den Bienen, unterstützt durch Laboruntersuchungen von Honig und Wachs, erlebten die Bäuer:innen, dass selbst die buntesten Flächen auf den Biohöfen momentan nicht ausreichen, um die Honigbienenvölker zu versorgen. Um eine möglichst arbeitsextensive Praxis für eine bäuerliche Bienenhaltung zu finden untersuchten wir zusätzlich zu den in der Praxiserprobung gesammelten Erfahrungswerten die unterschiedlichen Bienenwohnungen auch in einem systematischen Vergleich an zwei Standorten (n=32). Dabei zeigte sich u.a., dass die drei gemanagten Bienenwohnungen (Dadant, Bienenbox, Bienenkiste) unabhängig von den unterschiedlichen Möglichkeiten, in ein Volk einzugreifen, ähnlich viel Zeitaufwand benötigen. Die Wahl sollte hier einzig von dem Ziel der Bienenhaltung abhängen. Baumhöhlensimulationen als "Nisthilfe" für verwilderte Honigbienenschwärme, überleben nicht dauerhaft, werden jedoch mit Besiedelungsraten von ca. 60% gut angenommen werden. Unsere Daten lassen keinen eindeutigen Rückschluss auf Parasiten als Todesursache zu. Möglicherweise ist auch die fehlende Nahrungsverfügbarkeit in der Landschaft ursächlich.
Wir möchten Landwirt:innen diese Informationen in einem Leitfaden zugänglich machen, um ihnen die Entscheidung zu erleichtern, ob sie Insekten und/oder Honigbienen auf ihrem Betrieb ggfs. auch durch aktive Imkerei stärken können. Dieser wird bald hier zu finden sein.
Wissenstransfer
Veranstaltung
Artenreiches (Öko-) Grünland -
Ergebnisse aus zwei Projekten
Dienstag, 11. März 2025, 10.00 Uhr bis 15.30 Uhr
87665 Mauerstetten – Frankenried, Gasthaus zum Goldenen Schwanen
Anmeldung: kontakt@ulrich-hampl.de
Dauergrünland ist in den letzten Jahrzehnten immer artenärmer geworden - dabei haben diese Flächen eine überaus hohe Bedeutung für den Erhalt der biologischen Vielfalt sowie den Gewässer-, Boden- und Klimaschutz.
Artenreiches Grünland kann einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt in der Kulturlandschaft leisten.
Wie Wirtschaftsgrünland artenreicher gestaltet werden kann, zeigen die Ergebnisse des Projektes „Buntes Grünland“. Das Projekt „BienenHaltenHof“ wiederum zeigt, dass bäuerliche Bienenhaltung Impulse geben kann für die Veränderung des Biodiversitäts-Managements auf den Höfen.
Moderation: Ulrich Hampl, Gäa
10.00 Uhr Begrüßung, Einführung
10.15 Uhr Artenreiches Grünland – so werden Wiesen wieder bunt
Ergebnisse aus dem Projekt „Buntes Grünland“
Matthias Wucherer, Leiter des Netzwerks blühende Landschaft
12.00 Uhr Mittagessen
13.00 Uhr Bienen als Impulsgeber für Artenvielfalt
Ergebnisse aus dem Projekt „BienenHaltenHof“
Dr. Ulrich Hampl, Gäa
Podiumsdiskussion mit
Helmut Eberle und Ramona Volk, Gäa-Landwitr/in
Andreas Aufmuth, Demeter-Landwirt
Cäcilia und Richard Maul, Bioland-Landwirt/in
15.00 Uhr Aussprache, Evaluation
15.30 Uhr Abschluss
Teilnahmegebühr: keine, da diese Wissenstransfer Veranstaltung Teil des Bundesprogramms Ökologischer Landbau (BÖL) ist, initiiert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Die Geschäftsstelle des BÖL befindet sich in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).
Fahrtkosten und Verpflegung werden von den Teilnehmern getragen.
Bei unserem Abschlussworkshop am 5.11. 2024 hatten die Projektbetriebe der Nord- und Südregion erstmalig Gelegenheit, sich untereinander kennenzulernen und auszutauschen. Mit einigen online- Teilnehmenden und dem Fokus auf die Weiterverbreitung der bäuerlichen Bienenhaltung erarbeiteten wir gemeinsam, welche Rahmenbedingungen auf Höfen erfüllt sein müssen (fachlich, betrieblich, sozial, ökonomisch, wirtschaftlich, persönlich und landschaftlich), um selbst in die Honigbienenhaltung einzusteigen. Wir gestalten nun mit diesen Informationen und einer detailierteren Auswertung der im Projekt gesammelten Daten einen Leitfaden, der anderen Betrieben als Entscheidungsgrundlage dienen kann, wie eine Förderung der Insektenvielfalt auf ihrem Hof gelingen kann und ob eine eigene Honigbienenhaltung dazu ein geeignetes Element sein kann.
Einladung
In früheren Zeiten war die Bienenhaltung auf Höfen weit verbreitet. Unser Projekt hat das Ziel, die (Honig-)bienen wieder auf die Höfe zu bringen. Die Grundannahme von Forschungsring e.V. und Demeter Beratung e.V. hierbei ist, dass Insekten als Teil des Hoforganismus mitgedacht werden sollten und dass die Bienenhaltung die Wahrnehmung der Bedürfnisse der Insekten auf dem Hof und in der Landschaft schärft. Auf diese Weise soll die Arbeit mit den Bienen zur Etablierung von effektiveren Maßnahmen zur Trachtsteigerung, aber auch zur generellen Insektenfreundlichkeit beitragen. Um diese Annahme zu prüfen, begleiten wir zwölf Betriebe fachlich dabei, die Haltung von Bienen auf den Höfen einzurichten und in den landwirtschaftlichen Arbeitsalltag einzubetten. Bei dieser Praxiserprobung sollen unter anderem die Bedingungen, Hemmnisse und Erfolgsfaktoren dafür erfasst werden, wie man die Bienenhaltung in den landwirtschaftlichen Arbeitsalltag einbetten kann. Bei der Praxiserprobung stehen folgende Fragen im Mittelpunkt:
• Ist es möglich, die Bienen zurück auf die Höfe zu bringen?
• Ernähren die landwirtschaftlichen Flächen auch in ausreichendem Maße die Honigbienen?
• Bewirken eigene Bienen ein verstärktes Biodiversitäts-Management auf den Höfen?
• Auf welche Art und Weise und mit welchen Behausungssystemen ist Bienenhaltung auf heutigen Höfen gut möglich?
Bezüglich der Frage: "Auf welche Art und Weise und mit welchen Behausungssystemen ist Bienenhaltung auf heutigen Höfen gut möglich?", führen wir zusätzlich einen experimentellen Systemvergleich durch. Hierzu vergleichen wir an zwei Standorten verschiedene Bienenbehausungen. Dabei untersuchen wir Gesundheitsparameter und die Energiebilanz der Bienenvölker in vier Haltungssystemen: Dadant (Magazin-Beute), Bienenbox, Bienenkiste, Schiffertree (Baumhöhlensimulation), welche sich hinsichtlich ihrer Eingriffsmöglichkeiten und daher auch in ihrer Arbeitsintensität unterscheiden.
Jannis Till Feigs stelle im Januar 2023 BienenHaltenHof in einer Podcast- Folge von Beenovation vor.
Im Frühjahr 2022 haben 12 Praxisbetriebe ihre Versuche mit mindestens 3 Bienenschwärmen und unterschiedlichen Behausungstypen auf den Höfen angelegt und über das Jahr betreut. Durch die beteiligten Demeter Fachberater lernten die Landwirt*innen im ersten Projektjahr mit Hilfe von Praxistagen, Online Kursen und individueller Beratung und Betreuung imkerliche Grundkenntnisse in Theorie und Praxis.
Bereits zu Beginn des Projektes waren die Menschen auf den Höfen verblüfft darüber, dass es zu bestimmten Zeiten zu wenig Nektar in der Landschaft gab und sie reichlich zu füttern mussten. Weitere Überraschungen gab es, nachdem der Honig aus dem ersten Projektjahr hinsichtlich seiner Pollen- und Nektarherkünfte ausgewertet war. Hier bildete sich klar ab, dass die Bienen großräumig in der umgebenden Landschaft aktiv sind. Die Region im Süden ist viel stärker durch Grünland geprägt, weshalb die Kleearten hier einen wesentlich größeren Anteil ausmachten. Im Norden hingegen dominierte der Ackerbau, weshalb hier Feldfrüchte wie Raps, Spargel oder Kartoffeln eine größere Rolle spielten. Ein Betrieb im Norden war überrascht, wie hoch der Rapsanteil in seinem Honig war – denn das nächste Rapsfeld war über fünf Kilometer entfernt.
Alle Praxisbetriebe gaben nach einem Jahr Projektlaufzeit an, dass sich die Art und Weise, wie sie die Land(-wirt)-schaft wahrnehmen, verändert hat. Sie schauen jetzt mehr durch die „Brille“ der Honigbienen und Bestäuber. Bereits im ersten Jahr haben sie angefangen, umfangreiche Maßnahmen umzusetzen, um das Angebot an Pollen- und Nektar zu steigern. Auf den Äckern wurden unter anderem Blühstreifen, Zwischenfrüchte, Zweitfrüchte und Untersaaten ausprobiert und angepasst. Im Grünland passten sie das Mulchen sowie die Mahd an den Rhythmus der Insekten an und versuchten, diese Eingriffe zeitlich und räumlich zu reduzieren. Im Obstbau pflanzten sie blühende Gehölze, um die Blühlücken zwischen den Obstbäumen zu schließen. Auf den Hofstellen suchten sie nach Möglichkeiten, ein höheres Trachtangebot zu schaffen. So tauschten sie zum Beispiel die Geranien in den Balkonkästen gegen Nektar gebende Pflanzen aus oder säten auf Brachflächen Phacelia (Bienenweide) aus. Momentan werden weitere Daten des ersten Projektjahres ausgewertet, das sind insbesondere die Analyseergebnisse der Labore, die Wiegedaten und die mit den Landwirtinnen und Landwirten durchgeführten Interviews.
Die Völker der Praxisbetriebe haben den ersten Winter im Projektjahr gut überstanden und gehen nun ins zweite Jahr. Die Forschenden sind gespannt auf die neue Saison, wie sich die Bienenvölker auf den Höfen entwickeln und Mensch und Biene weiter zusammenwachsen.
Die Zwischenergebnisse aus dem Systemvergleich der vier Bienenwohnungstypen stellte Jana Bundschuh auf der 71. Jahrestagung der Institute für Bienenforschung in Münster Form eines Posters vor.
Wir stellten den Stand unseres Projektes in folgenden Vorträgen vor:
Beiträge über das Projekt BienenHaltenHof erschienen in folgenden Zeitschriften:
Diese Medien berichteten über BienenHaltenHof:
Wir waren an folgenden Workshops beteiligt: