Förderung widerstandsfähiger Bienenpopulationen auf landwirtschaftlichen Betrieben durch extensive Bienenhaltung als Motor für ein insekten-freundliches Biodiversitätsmanagement

BienenHaltenHof

Laufzeit: 01.November 2021 - 31.Oktober 2024

In dem Projekt BienenHaltenHof wird erprobt, wie es möglich ist, (Honig)bienen wieder zurück auf die Höfe zu bringen und ob auf diese Weise dem fortschreitenden Rückgang der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft entgegen gewirkt werden kann. Hierzu werden

a) zwölf landwirtschaftliche Betriebe dabei begleitet, eine Bienenhaltung zu etablieren und in den landwirtschaftlichen Arbeitsalltag einzubetten und

b) vier verschiedene Bienenbehausungen hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Entwicklung der Bienenvölker miteinander verglichen.

Problemstellung und Ziele

In früheren Zeiten war die Bienenhaltung auf Höfen weit verbreitet. Unser Projekt hat das Ziel, die (Honig-)bienen wieder auf die Höfe zu bringen. Die Grundannahme von Forschungsring e.V. und Demeter Beratung e.V. hierbei ist, dass Insekten als Teil des Hoforganismus mitgedacht werden sollten und dass die Bienenhaltung die Wahrnehmung der Bedürfnisse der Insekten auf dem Hof und in der Landschaft schärft. Auf diese Weise soll die Arbeit mit den Bienen zur Etablierung von effektiveren Maßnahmen zur Trachtsteigerung, aber auch zur generellen Insektenfreundlichkeit beitragen. Um diese Annahme zu prüfen, begleiten wir zwölf Betriebe fachlich dabei, die Haltung von Bienen auf den Höfen einzurichten und in den landwirtschaftlichen Arbeitsalltag einzubetten. Bei dieser Praxiserprobung sollen unter anderem die Bedingungen, Hemmnisse und Erfolgsfaktoren dafür erfasst werden, wie man die Bienenhaltung in den landwirtschaftlichen Arbeitsalltag einbetten kann. Bei der Praxiserprobung stehen folgende Fragen im Mittelpunkt:

•       Ist es möglich, die Bienen zurück auf die Höfe zu bringen?

•       Ernähren die landwirtschaftlichen Flächen auch in ausreichendem Maße die Honigbienen?

•       Bewirken eigene Bienen ein verstärktes Biodiversitäts-Management auf den Höfen?

•       Auf welche Art und Weise und mit welchen Behausungssystemen ist Bienenhaltung auf heutigen Höfen gut möglich?

Bezüglich der Frage: "Auf welche Art und Weise und mit welchen Behausungssystemen ist Bienenhaltung auf heutigen Höfen gut möglich?", führen wir zusätzlich einen experimentellen Systemvergleich durch. Hierzu vergleichen wir an zwei Standorten verschiedene Bienenbehausungen. Dabei untersuchen wir Gesundheitsparameter und die Energiebilanz der Bienenvölker in vier Haltungssystemen: Dadant (Magazin-Beute), Bienenbox, Bienenkiste, Schiffertree (Baumhöhlensimulation), welche sich hinsichtlich ihrer Eingriffsmöglichkeiten und daher auch in ihrer Arbeitsintensität unterscheiden.

Das erste Jahr mit den Bienen

Im Frühjahr 2022 haben 12 Praxisbetriebe ihre Versuche mit mindestens 3 Bienenschwärmen und unterschiedlichen Behausungstypen auf den Höfen angelegt und über das Jahr betreut. Durch die beteiligten Demeter Fachberater lernten die Landwirt*innen im ersten Projektjahr mit Hilfe von Praxistagen, Online Kursen und individueller Beratung und Betreuung imkerliche Grundkenntnisse in Theorie und Praxis.

Bereits zu Beginn des Projektes waren die Menschen auf den Höfen verblüfft darüber, dass es zu bestimmten Zeiten zu wenig Nektar in der Landschaft gab und sie reichlich zu füttern mussten. Weitere Überraschungen gab es, nachdem der Honig aus dem ersten Projektjahr hinsichtlich seiner Pollen- und Nektarherkünfte ausgewertet war. Hier bildete sich klar ab, dass die Bienen großräumig in der umgebenden Landschaft aktiv sind. Die Region im Süden ist viel stärker durch Grünland geprägt, weshalb die Kleearten hier einen wesentlich größeren Anteil ausmachten. Im Norden hingegen dominierte der Ackerbau, weshalb hier Feldfrüchte wie Raps, Spargel oder Kartoffeln eine größere Rolle spielten. Ein Betrieb im Norden war überrascht, wie hoch der Rapsanteil in seinem Honig war – denn das nächste Rapsfeld war über fünf Kilometer entfernt.

Alle Praxisbetriebe gaben nach einem Jahr Projektlaufzeit an, dass sich die Art und Weise, wie sie die Land(-wirt)-schaft wahrnehmen, verändert hat. Sie schauen jetzt mehr durch die „Brille“ der Honigbienen und Bestäuber. Bereits im ersten Jahr haben sie angefangen, umfangreiche Maßnahmen umzusetzen, um das Angebot an Pollen- und Nektar zu steigern. Auf den Äckern wurden unter anderem Blühstreifen, Zwischenfrüchte, Zweitfrüchte und Untersaaten ausprobiert und angepasst. Im Grünland passten sie das Mulchen sowie die Mahd an den Rhythmus der Insekten an und versuchten, diese Eingriffe zeitlich und räumlich zu reduzieren. Im Obstbau pflanzten sie blühende Gehölze, um die Blühlücken zwischen den Obstbäumen zu schließen. Auf den Hofstellen suchten sie nach Möglichkeiten, ein höheres Trachtangebot zu schaffen. So tauschten sie zum Beispiel die Geranien in den Balkonkästen gegen Nektar gebende Pflanzen aus oder säten auf Brachflächen Phacelia (Bienenweide) aus. Momentan werden weitere Daten des ersten Projektjahres ausgewertet, das sind insbesondere die Analyseergebnisse der Labore, die Wiegedaten und die mit den Landwirtinnen und Landwirten durchgeführten Interviews.

Die Völker der Praxisbetriebe haben den ersten Winter im Projektjahr gut überstanden und gehen nun ins zweite Jahr. Die Forschenden sind gespannt auf die neue Saison, wie sich die Bienenvölker auf den Höfen entwickeln und Mensch und Biene weiter zusammenwachsen.

Öffentlicher Praxistag im Süden
Öffentlicher Praxistag im Norden

Gefördert durch: